Bibelwort des Monats - Mai 2023

Lukas 12,22-34

„Don’t worry, be happy“, singt Bobby McFerrin in seinem Hit von 1988. Er beschreibt, dass es im Leben zwar immer wieder schwierige Situationen gibt, die Sorgen an diesen aber nichts ändern, sondern sie, wenn überhaupt, noch schlimmer werden lassen.

Ähnlich lesen sich die Worte Jesu, die er an seine Jünger richtet und von denen Lukas und Matthäus uns erzählen (Lk 12,22-34 par. Mt 6,25-34). Jesus beginnt mit einem Aufruf, der zunächst sehr extrem wirkt. Sich keine Sorgen, um Essen und Kleidung zu machen, bedeutet sich keine Sorgen, um Erfüllung menschlicher Grundbedürfnisse zu machen. Dass uns diese Forderung so tiefgreifend, so radikal vorkommt, ist das, was Jesus kritisiert. Weil die Menschen sich um diese Dinge so viele Sorgen machen, legen sie Vorräte an und konzentrieren sich ganz darauf diese Bedürfnisse zu erfüllen. Dadurch bleibt aber kaum Raum für andere Dinge.

Jesus fragt seine Jünger in der Version, die Lukas uns überliefert, wer sein Leben mit seiner Sorge auch nur ein kleines bisschen verlängern könne. Die Antwort auf die rhetorische Frage ist Niemand. Wenn die Sorge also das Leben nicht einmal um einen Augenblick verlängern kann, welchen Sinn hat sie dann?

Um den Jüngern zu verdeutlichen, dass die Sorge um Essen und Kleidung nicht notwendig ist, bringt Jesus Vergleiche aus der Tier- und Pflanzenwelt an und legt ihnen so dar, dass Gott sich um sie kümmern wird. Gott kümmert sich auch um die Raben, die nicht säen und keine Vorräte anlegen und er kümmert sich auch um die Lilien, die so prächtig gekleidet sind. So wie Gott sich um diese kümmert, so wird er sich auch um die Menschen und die Jünger kümmern und ihnen Kleidung und Nahrung geben, sodass sie sich darum keine Sorgen machen müssen. „Euer Vater weiß, dass ihr das braucht.“ (Lk 12,30)

Nun ist dies keineswegs eine Aufforderung die Hände in den Schoß zu legen und darauf zu warten, dass Gott für einen sorgen wird. Es geht nicht darum, sich überhaupt keine Gedanken um das eigene Wohl mehr zu machen und auch nicht darum, alle Verantwortung auf Gott abzuwälzen, der es schon richten wird. Es geht Jesus mit seinem Aufruf vielmehr um die Perspektive.

Jesus ist, genauso wie er es von seinem Vater berichtet, klar, was die Menschen zum Überleben brauchen und dass sie es brauchen. In vielen Erzählungen und Gleichnissen wird dies überaus deutlich. Ihm ist aber ebenfalls klar, dass Gott sich den Menschen liebevoll zuwendet und sich um sie kümmert und sorgt. Dies ist seine Botschaft, seine Perspektive, die er versucht den Menschen zu vermitteln und die er auch in diesen Worten über die Sorge versucht seinen Jüngern zu vermitteln.

Mit dieser Perspektive, dieser Gewissheit, die uns durch das Handeln und die Worte Jesu zugesagt ist, muss die Sorge um das was wir zum Leben brauchen und die vielen Dinge, die uns sonst beschäftigen, nicht die wichtigste Rolle in unserem Leben spielen. Wir dürfen sie nicht vernachlässigen, aber wir brauchen uns auch nicht um sie zu sorgen, denn diese Sorge führt zu nichts. Sie macht unser Leben und die Welt nicht besser.

Wenn wir diese Sorgen hinten anstellen, sie nicht mehr für das wichtigste erachten, wird Raum frei. Raum für die Sorge um das, was Gott will, und damit auch um das, was für unsere Nächsten wichtig ist. Denn die Ausrichtung auf Gott hin, ist nicht von der Ausrichtung auf den*die Nächste*n zu trennen. Gottes- und Nächstenliebe gehören zusammen. Und diesen beiden können wir uns zuwenden, wenn wir die Aufforderung Jesu beherzigen und uns nicht um alles Sorgen machen.

Oscar Cuypers