Bibelwort des Monats - Juni 2023

Johannes 2,13-25

Das Paschafest der Juden war nahe
und Jesus zog nach Jerusalem hinauf.
Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen.
Er machte eine Geißel aus Stricken
und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus
samt den Schafen und Rindern;
das Geld der Wechsler schüttete er aus,
ihre Tische stieß er um
und zu den Taubenhändlern sagte er:
Schafft das hier weg,
macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!
Seine Jünger erinnerten sich, dass geschrieben steht:
Der Eifer für dein Haus wird mich verzehren.
Da ergriffen die Juden das Wort und sagten zu ihm:
Welches Zeichen lässt du uns sehen,
dass du dies tun darfst?
Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder
und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.
Da sagten die Juden:
Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut
und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten?
Er aber meinte den Tempel seines Leibes.
Als er von den Toten auferweckt war,
erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte,
und sie glaubten der Schrift
und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.
Während er zum Paschafest in Jerusalem war,
kamen viele zum Glauben an seinen Namen,
da sie die Zeichen sahen, die er tat.
Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an,
denn er kannte sie alle
und brauchte von keinem ein Zeugnis über den Menschen;
denn er wusste, was im Menschen war.

Jesus macht Ordnung: Im Tempel. Der Tempel gilt als Haus Gottes, und mit Marie Kondo könnte man sagen: Jesus geht hinein und fragt: Macht Gott das Tier, das hier verkauft wird, glücklich? – Nein. Macht Gott das Geld glücklich? – Nein. Also schmeißt er es weg.

Warum tut er das? Weil Jesus sich immerzu fragt, was Gottes Wille auf Erden ist, und weil er überzeugt ist, dass mit dieser Orientierung die Welt ein besserer Ort wird. Selbstverständlich ist klar, dass nicht die ganze Welt ein Tempelhof sein kann, ohne Wirtschaft und ohne Handel. Aber es gibt Situationen, in denen die Orientierung eine andere sein sollte, weil die Welt um einen herum zusammenzubrechen droht: für Jesus ist klar, es ist die Orientierung auf Gott hin. Das gelingt z. B. im Gebet, in der Meditation, in der Feier des Gottesdienstes usw.

Und weil der Glaube nur leere Hülle bleiben würde ohne das Leben auf Erden, ist diese Orientierung auch Richtschnur für das Handeln.

Das Regierungsprogramm in der Pandemie z. B. war geprägt von Rücksicht auf die Schwachen und Gefährdeten. In einer Situation, in der Orientierung gefordert war, nahm sie die Menschen in ihrer Vulnerabilität in den Fokus. Aufgabe der Regierung ist es, das Leben, so gut es geht, zu schützen. Daher musste alles „wilde“ Treiben erst mal aufhören: kein Feiern, kein Shopping. Der Wert des (Über-)Lebens stand über allem anderen.

Ein biblisch gesehen zutiefst christliches, ja jesuanisches Motiv, denn in der Rücksicht auf den Nächsten wird der Blick für Gott eingenommen. Nächstenliebe und Gottesliebe stehen eng zusammen.

Markusevangelium 12,29-31

Das höchste Gebot ist das:
„Höre, Israel,
der Herr, unser Gott, ist der Herr allein,
und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben
von ganzem Herzen, von ganzer Seele,
von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft“ (5. Mose 6,4-5).
Das andre ist dies:
„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (3. Mose 19,18).
Es ist kein anderes Gebot größer als diese.

Dieses sogenannte „Doppelgebot der Liebe“ zu Gott und dem Nächsten gibt eine starke Orientierung, wenn wir fragen, was in so schwierigen Zeiten wie den vergangenen Monaten geboten ist.

Im Frühjahr machen sich viele Menschen an einen Frühjahrsputz. Sie fangen an auszumisten: Schränke auszuräumen und all die Dinge zu erledigen, die sie aus Zeitmangel nie angegangen sind – bei sich daheim, in ihrem direkten Umfeld. Man schaut auf die direkte Umgebung, auf das, was um einen herum liegt, und mistet die Schublade mit dem Krimskrams aus oder in der hintersten Ecke des Kellers – mit dem Ziel, Durchblick zu bekommen. Immer unter der Frage: „Was brauche ich?“, um sich von dem zu befreien, was das Kramen nach dem einen Ding, das man sucht, soviel umständlicher macht. Dauert es nicht viel länger, wenn so viel unnützer Kram den Blick versperrt?

Vielleicht haben wir schon vieles an Ordnung wiedergefunden, vielleicht auch neue Ordnungen angenommen und uns darin eingerichtet. Das Evangelium fragt nach dir: Hey Du, alles in Ordnung?

Aleksandra Brand