Bibelwort des Monats - April 2023

Matthäus 10,34-36

Der andere Friede Jesu

Wir beginnen die neue Reihe „Bibelwort des Monats“ mit keinem schönen Thema.

Am 24. Februar 2022 hat Wladimir Putin ohne Grund die Ukraine überfallen. Über ein Jahr dauert nun schon dieser unsägliche Krieg. Ein Ende ist nicht abzusehen. Niemand weiß, welchen Ausweg es geben könnte. Sicher ist nur, dass es unzählige Tote gab und gibt. Jeder von ihnen ist einer zuviel.

Das Wort Gottes hat Kraft, alle Seiten des Lebens zu erhellen, auch die dunklen. Was sagt die Bibel, was sagt Jesus über Krieg und Frieden?

Der Brief des Jakobus im Neuen Testament versucht eine Antwort:

„Woher kommen Kriege bei euch, woher Streitigkeiten? Etwa nicht von den Leidenschaften, die in euren Gliedern streiten? Ihr begehrt und erhaltet doch nichts. Ihr mordet und seid eifersüchtig und könnt dennoch nichts erreichen. Ihr streitet und führt Krieg. Ihr erhaltet nichts, weil ihr nicht bittet. Ihr bittet und empfangt doch nichts, weil ihr in böser Absicht bittet, um es in euren Leidenschaften zu verschwenden.“ (Jak 4,1-3)

Das ist interessant. Geradezu psychologisch führt Jakobus allen Streit und Krieg auf die inneren Leidenschaften und Triebe im Menschen zurück. Ist da nicht etwas dran? Entspringt der unnötige, verheerende Ukrainekrieg nicht einzig den unkalkulierbaren Machtgelüsten im Kopf (oder Bauch) Putins? Ging nicht die Katastrophe des 2. Weltkriegs und der Shoah maßgeblich auf das kranke Hirn Hitlers zurück?

Jesus selbst äußert sich widersprüchlich zu Krieg und Frieden. Einmal heißt es: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch.“ (Joh 14,27)

Dagegen sagt er an anderer Stelle: „Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen! Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; und die Hausgenossen eines Menschen werden seine Feinde sein.“ (Mt 10,34-36)

Ja was denn nun: Ist Jesus Friedensfürst oder Kriegstreiber?

Bei genauem Hinsehen stehen die beiden Zitate nicht im Widerspruch. Jesu gesamte Botschaft kündigt das Reich Gottes an, das nichts anderes ist als Schalom, ewiger Friede. Er selbst ist in seinem Kommen der Friede in Person (Epheser 2,14). Aber es ist sein Friede, wie er in Joh 14 sagt, nicht ein Friede, wie die Welt ihn zu geben versucht und dabei immer wieder scheitert. Bevor der ewige Friede Christi kommt, gibt es auf Erden noch Schwert und Entzweiung. Ja, offenbar muss es sie sogar geben – sei es zwischen Staaten und Völkern, sei es in den Familien (wer kennte das nicht: Spannungen zwischen Sohn und Vater, Schwiegertochter und Schwiegermutter etc.?). Dieses unbequeme Jesuswort sagt uns: Vor dem Kommen des Reiches Gottes sind Auseinandersetzungen unvermeidlich. Sie zwingen zur notwendigen Entscheidung und führen Klarheit und Gerechtigkeit herbei – gegebenenfalls durch gewaltsamen Konflikt. Oder wäre es besser, wie manche meinen, wenn die Ukraine sich kampflos ergäbe und einem russischen Diktatfrieden zustimmte? Mir scheint, auch im Sinne des Jesuswortes wäre das ein fauler Friede, der den Konflikt nur verstetigen würde.

„Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens“ (Lukas 2,14) – ja, das ist die Frohe Botschaft von Weihnachten. Aber bis das Friedensreich da ist, müssen wir bedrückenderweise mit Streit und Krieg leben. Umso dringlicher sollten wir beten: Vater im Himmel, Dein Reich komme!

Gerhard Hotze